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Auszug: "Immer wieder muss darauf hingewiesen werden, dass es sich beim Standardblindenschriftsystem im gesamten deutschsprachigen Raum nach wie vor um ein Sechs-Punkt-System handelt, das sich sehr eng an das System seines Erfinders Louis Braille anlehnt. Der zentrale Kern seiner Erfindung war nicht die Aufblähung der Anzahl von Punkten eines Zeichens einer vorgefundenen Punktschriftidee, sondern deren Reduzierung, und zwar die Reduktion auf exakt sechs Punkte. Damit ließen sich Schriftzeichen bilden, die zur Darstellung eine Fläche von ca. sechs mal neun Millimeter benötigten, eine Fläche, die sich optimal durch horizontale Bewegung mit der Fingerkuppe abtasten lässt, ohne dass eine Vertikalbewegung erforderlich wird. Dies ist bei Acht-Punkt-Schriftsystemen leider nicht der Fall. Braillezeilen, die an einen Computer angeschlossen und den Bildschirminhalt direkt wiedergeben, müssen hingegen mit einem Acht-Punkt-Braille-System arbeiten, dem so genannten Computer-Braille. Aufgrund seiner Acht-Punkt-Basis bleibt dieses Punktschriftsystem vermutlich immer eine Hilfskonstruktion, eine Hilfsschrift, die sich sehr gut als Korrekturanzeigesystem eignet, ein schnelles, flüssiges Lesen aber nur in Ausnahmefällen ermöglicht. Moderne Braillezeilen versuchen inzwischen, diesem Umstand Rechnung zu tragen, indem sie einen Lesemodus auch im Sechs-Punkt-Format anbieten." (Richard Heuer) |