Integration, Prävention und Pädagogik der Vielfalt.
empfehlenTitel: | Integration, Prävention und Pädagogik der Vielfalt. |
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Form: | Aufsatz / Artikel |
Autor(en): | Dieter Katzenbach |
Jahr: | 2000 |
Auflage: | 1 |
Veröffentlicht in: | Behindertenpädagogik, Jg. 39, Nr. 3 |
Seite (von-bis): | 226-245 |
Auszug: | Ich möchte hier einige der wichtigsten dieser Ergebnisse [des Hamburger Schulversuchs] zunächst summarisch referieren, um anschließend eine dieser Kontroversen aufzugreifen: die Frage nämlich, ob der Schulversuch sich in seinem Selbstverständnis zwischen Integration und Prävention zu entscheiden habe. Diese auf den ersten Blick vielleicht seltsam anmutende Alternative hängt eng zusammen mit der Frage, in welcher Reformbewegung man den Schulversuch beheimatet sieht. Verortet man ihn primär in der Tradition der Grundschulreform, dann wird man mit ihm unter anderem die Hoffnung verbinden, dass ein besserer, weil differenzierterer Unterricht mehr Kindern mit ungünstigen Lernvoraussetzungen zum Erreichen der Grundschulziele verhilft, als dies bisher der Fall ist. Verortet man den Schulversuch primär in der Tradition der Integrationsbewegung, dann ist ein solcher "Normalisierungsauftrag" per se anrüchig - hier wird vielmehr betont, dass es gelte, die Kinder so zu akzeptieren, wie sie sind, statt sie, so unlängst HINZ (1998, S. 142), dem Diktat "mittelschichtsorientierter Normalitätskonzepte" zu unterwerfen. Mir scheint es hingegen noch nicht ausgemacht, dass sich dieses aus der Integrationspädagogik bekannte Argumentationsmuster bruchlos auf den Gemeinsamen Unterricht bei Kindern mit Entwicklungsproblemen aus sozialen Brennpunkten übertragen lässt. Vielmehr sollte noch einmal neu über die Begründung des integrativen Unterrichts unter diesen spezifischen Praxisbedingungen nachgedacht werden, wobei Begründung in dem doppelten Sinn der wissenschaftlichen und bildungspolitischen Legitimierung einerseits und der Grundlegung handlungsleitender pädagogischer Konzepte andererseits gemeint ist. Im Anschluss an die Darstellung der Ergebnisse der Wissenschaftlichen Begleitung des Schulversuchs möchte ich daher auf die Frage eingehen, inwieweit sich die populäre Figur einer "Pädagogik der Vielfalt" (Prengel 1993, 1999a,b) zu einer solchen Grundlegung eignet, wie HINZ dies in der oben zitierten Arbeit vorschlägt. (Quelle: Einleitung) |