Entspricht das Feststellungsverfahren zum "Sonderpädagogischen Förderbedarf" den Erwartungen?
empfehlenTitel: | Entspricht das Feststellungsverfahren zum "Sonderpädagogischen Förderbedarf" den Erwartungen? |
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Form: | Aufsatz / Artikel |
Autor(en): | Gottfried Wetzel,Rita Ansperger |
Jahr: | 1999 |
Veröffentlicht in: | Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft Nr. 1/99. |
Auszug: | Abschließend soll die Frage zur Diskussion gestellt werden, ob die Notwendigkeit der Feststellung des SPF nicht den Zielen einer integrativen Pädagogik entgegensteht. Durch die Zuschreibung eines SPF wird vermittelt, daß es diagnostisch möglich sei, Kinder klar in zwei Gruppen einzuteilen, nämlich in Kinder mit und ohne Behinderungen, mit und ohne SPF. Die Kinder werden durch die vielen "Sonderangebote" - wie Sonderlehrer, Sonderlehrpläne, Sonderprogramme... - als "Sonderkinder" stigmatisiert. Im Rahmen der Begutachtung werden in der Regel punktuell Urteile festgestellt, anstatt die Schüler dialogisch und kontinuierlich zu begleiten. Die Veränderung der pädagogischen Grundhaltung einer integrativen Pädagogik von zwei zu integrierenden Gruppen, zu einer unteilbaren, in diversen Bereichen heterogenen Gruppe, wird dadurch wesentlich erschwert (vgl. Hinz‚ 1997). Den Wissenschaftlern und Praktikern im Bereich der (Integrations-) Pädagogik obliegt es eine Brücke zu schlagen zwischen dem, in der Theorie dargestellten Konzept der Förderdiagnostik und den realisierbaren Umsetzungsmöglichkeiten dieser Inhalte in die Praxis. Es stellt sich nun die Frage, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um eine integrative förderdiagnostische Vorgehensweise - mit ihren zum Teil sehr zeitaufwendigen Instrumenten (u. a. Beobachtung, Unterrichtsanalysen) - umsetzen zu können. |