Auszug: |
Referat, gehalten während des VBS-Kongresses 2008 in Hannover. "Ausblick Qualität droht in Zeiten, in denen allerseits Qualitätssicherung beschworen und praktisch eingeführt wird, in unserem Arbeitsgebiet verloren zu gehen. Ich meine hier vordergründig die Qualität der verfügbaren Abbildungen, darüber hinaus aber vor allem die auch von ihnen und ihrem Einsatz abhängige Qualität der Ausbildung blinder und sehbehinderter junger Menschen insgesamt. Die für eine adäquate Unterstützung blinder und sehbehinderter Schüler erforderlichen Ressourcen schwinden oder werden erst gar nicht zur Verfügung gestellt. Medienzentren in der Integration bestehen nicht selten aus nur ein bis zwei Mitarbeitern, die Zentren in den Sonderschulen, sofern es sie gibt, leiden unter Personalschwund. In Zeiten knapper öffentlicher Gelder werden insbesondere die personalintensiven Maßnahmen zurückgefahren (die Herstellung von taktilen Medien ist per se arbeitsintensiv und -extensiv!). Seit Jahren schon, spätestens seit dem Kongress des VBS in Marburg, versuche ich daran zu erinnern, dass die Qualität von Reliefabbildungen Mindest-Standards genügen muss und bemühe mich, Begründungs-Zusammenhänge dafür aufzuzeigen. Inzwischen muss ich mit Bedauern feststellen, dass immer weniger nach diesen Standards gearbeitet wird und dass viel zu oft auf den Einsatz tastbarer Abbildungen ganz verzichtet wird - sei es, weil die Zeit in der Unterrichts-Vorbereitung nicht gereicht hat, sei es, weil im Unterricht selbst die Zeit knapp ist, zum Beispiel, weil die Nicht-Blinden ja immer so schnell vorankommen... Dann müssen für die blinden Schülerinnen und Schüler ersatzweise Verbalisierungen herhalten, und wir erwarten von ihnen dabei Dinge, die sie, wie ich hoffentlich zeigen konnte, nicht leisten können, wenn es wieder einmal heißt: "Für die Sehbehinderten (Sehenden) in der Klasse habe ich eine Abbildung mitgebracht, die ich jetzt austeile. Den Blinden beschreibe ich dieses Bild einmal und sie stellen es sich dann vor..." Wo werden wir in zehn Jahren stehen, wenn wir so weitermachen?" (Ende des Referates) |