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Bericht von einem Besuch bei der Malerin Silja Korn
Dieser Bericht ist im Rahmen eines Besuches bei der Malerin Silja Korn entstanden.
Silja Korn ist Erzieherin und wohnt in Berlin. Eine ihrer größten Leidenschaften ist das Malen abstrakter Kunst. Aufgrund eines Autounfalls verschlechterte sich Siljas Sehvermögen rapide, bis sie im Alter von 17 Jahren vollständig erblindete. Bereits in ihrer Kindheit war Silja kreativ tätig und malte gerne und viel. Wegen ihrer Erblindung gab Silja das Malen zunächst auf. Dabei beschreibt sie die Beendigung der malerischen Tätigkeiten als ein sehr einschneidendes persönliches Ereignis, zumal ihr andere künstlerische Ausdruckformen, wie zum Beispiel die Bildhauerei, wenig Freude bereiteten. Doch dann erfuhr sie über das Internet von einem Projekt, in dessen Rahmen Schüler*innen mit Blindheit gemalt haben. Des Weiteren stieß sie auf eine Künstlerin, die ihre Bilder vorwiegend mit taktilen Materialien gestaltete. Durch das Wissen um die Möglichkeit, auch als Mensch mit Blindheit malen zu können, schöpfte Silja langsam den Mut, auch selbst wieder malerisch aktiv zu werden.
Bei Silja entwickelte sich dadurch allmählich ein neues Selbstbewusstsein. Während sie sich am Anfang nicht traute ihre Bilder der Öffentlichkeit zu zeigen, ist sie heute mit ihren Bildern auf internationalen Ausstellungen vertreten. Auch diese Entwicklung forderte von Silja immer wieder neuen Mut und Offenheit. Zu Beginn ihrer Malerei bemaß sie den Wert ihrer Bilder noch an der Einschätzung des sehenden Publikums. Mittlerweile malt sie vor allem, um ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen. Als Anlass für ein Bild dienen Gedanken, Geräusche, Gefühle, Gerüche und Erlebnisse.
Farben spielen für die Künstlerin nach wie vor eine große Rolle. Sie stellt sich diese vor und ruft sie durch das Malen in ihre Vorstellung zurück. Für ihre Werke nutzt sie Acrylfarben, die sie mit den Fingern, einem Pinsel, Spachtel, Bambusstöcken oder einem Schwamm auf die Leinenwand aufträgt. Die Farben hat sie teilweise mit Brailleschrift beschriftet. Zur Gestaltung der Bilder arbeitet sie auch mit tastbaren Materialien. Bei der Auswahl von Materialien sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Silja verwendet zum Beispiel Sand, Sägespäne, Papier, Holzlamellen und Reis.
Ihre Erfahrung zeigt, dass es besonders wichtig ist, den Arbeitsplatz zu Beginn sehr sorgfältig einzurichten. Alle Arbeitsutensilien, die für ein Bild verwendet werden sollen, sollten im Vorhinein bereitgelegt werden. Während des Malens werden die Finger zumeist mit Farbe bespritzt, so ist die nachträgliche Suche nach Materialien erschwert. Als praktisch erweist sich auch die Nutzung eines Overalls, um die Kleidung nicht mit der Farbe zu verschmutzen.
Heute erachtet es Silja als ihre Aufgabe, Menschen mit Behinderungen zu ermutigen, ebenfalls künstlerisch tätig zu werden und zu malen, denn sie sieht positive Lerneffekte bei dieser Betätigung. Im Gehirn finden bei Menschen durch künstlerische Tätigkeit Vernetzungsprozesse statt. Neben der Kreativität wird auch die Orientierung im Tastbereich geschult. Um ein Bild zu gestalten, ist es wichtig, sich zunächst die Leinwand in ihren Dimensionen zu ertasten und sich Gedanken über die Bildaufteilung zu machen. Aus diesem Grund eignen sich vor allem zu Beginn kleinere Leinwände. Es lohnt sich also in mehrfacher Hinsicht, sich durch Bilder auszudrücken. Silja Korn freut sich über alle, die Interesse an ihrer Tätigkeit haben. Wer neugierig geworden ist und mehr erfahren möchte, kann Siljas Homepage besuchen und ihr auch eine Email unter folgender Adresse schreiben: sk@siljakorn.de
Angehängte Datei(en)
- Das Video zeigt Silja beim Malen eines Bildes (ZIP, 37,89MB)