Schriftliche Rechenverfahren bei blinden und hochgradig sehbehinderten Grundschülern als Anregung zum Umgang mit taktilen Medien
empfehlenIn der Mathematikdidaktik wird seit einigen Jahren die Bedeutung der schriftlichen Rechenverfahren kontrovers diskutiert. Für die Alltagsbewältigung spielen schriftliche Rechenverfahren seit der Verbreitung des Taschenrechners kaum noch eine Rolle. Trotzdem nehmen sie nach wie vor einen großen Teil des Mathematikcurriculums der Klassen 3 und 4 der Grundschule ein.
Für blinde Menschen bekommt diese Diskussion noch einen ganz anderen Stellenwert. Schriftliche Verfahren im herkömmlichen Sinne können nur mit Hilfe einer Punktschriftmaschine ausgeführt werden (die besonderen Verfahren mit der Sticheltafel werden heute nicht mehr vermittelt und hier vernachlässigt!) In Situationen, in denen sehende Menschen auf schriftliche Rechenverfahren zurückgreifen (im Restaurant, im Supermarkt etc.) haben blinde Menschen in der Regel keine Punktschriftmaschine zur Hand. Somit spielen für sie in Alltagssituationen die Kopfrechen- und Überschlagsverfahren eine weitaus größere Rolle. Sie sind ebenso wichtig zur Überprüfung der Taschenrechnerergebnisse, um Tippfehler zu entdecken.
Trotz dieser Erkenntnisse werden schriftliche Rechenverfahren in der modernen Mathematikdidaktik propagiert und somit auch im Unterricht der Blindenschule vermittelt. Der Schwerpunkt sollte jedoch heute eher auf dem Verständnis der Algorithmen - einer Einsicht in die Verfahren - und weniger auf absoluter Rechensicherheit liegen. Hierfür sind vielfältige kreative Übungen nötig.
Anregungen zum Umgang mit taktilen Medien stellt Frau Krombach dem ISaR-Projekt hier aktualisiert zur Verfügung.
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